Ich bin am Unfall beteiligt

Der Unfall hat sich unerwartet, brutal und plötzlich ereignet, ohne dass Sie die Unfallumstände wirklich verstehen. Sie sind Opfer, Zeuge oder Verursacher des Unfalls. Seit diesem Ereignis steht Ihr ganzes Leben auf dem Kopf. Es wird gegenwärtig von Gerichtsverfahren, medizinischer Pflege und/oder Fragen, auf die Sie noch keine Antworten haben, bestimmt. Dieser Abschnitt der FAQ wurde von den Psychologen der AWSR erstellt, die in Psychotraumatologie und Viktimologie geschult sind. Sie stützen sich dabei auf die Aussagen und den Austausch mit Personen, welche direkt oder indirekt in einen Verkehrsunfall verwickelt waren. Hier finden Sie häufig gestellte Fragen und direkt aus dem Leben gegriffene Sätze, die möglicherweise Ihre eigenen Gedanken widerspiegeln und Ihnen ansatzweise eine Antwort auf Ihre Situation und Ihr alltägliches Erleben geben mögen. Wenn Sie ebenfalls mit dem Verlust eines Angehörigen konfrontiert sind, der zusammen mit Ihnen am Unfall beteiligt war, können Sie auch den Abschnitt Trauer lesen.

Wir hoffen, dass Sie hierin einen Quell der Unterstützung, Lösungsansätze und vielleicht sogar ein wenig Trost finden. Unser Team von Psychologen steht Ihnen gerne zur Verfügung unter unserer Infovictimes-Hotline (Tel. 081/821.321) oder über unser Kontaktformular, um Ihnen zuzuhören, sich mit Ihnen über Ihre Erfahrungen auszutauschen und Sie an spezialisierte Hilfsangebote zu verweisen.

Nicht alle Menschen reagieren auf die gleiche Weise auf ein Ereignis wie einen Verkehrsunfall. Obwohl ein solches Ereignis erschütternd und belastend ist, kommt es nicht unbedingt zu mittel- oder langfristigen psychologischen Folgen. Alles hängt davon ab, wie Sie die Dinge zum Unfallzeitpunkt und danach erlebt und empfunden haben, aber auch von Ihren körperlichen Verletzungen, deren Auswirkungen und Ihrer Vorgeschichte. Manche Leute geben an, in den Tagen nach dem Unfall Gefühle der Angst oder Verunsicherung verspürt zu haben, die sich aber danach wieder verflüchtigt haben. Bei anderen bleiben diese Angstgefühle und die Unsicherheit länger bestehen, ohne jedoch unumkehrbar zu sein.

Sie können zahlreiche unterschiedliche Gefühle empfinden, von denen wir hier nur einige der am häufigsten genannten anführen: Angst, Unruhe, Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Wut, Erschöpfung, Ungerechtigkeit, übertriebene Wachsamkeit, der Eindruck, überwältigt zu sein, nicht mehr nachdenken zu können, die Bilder des Unfalls immer wieder zu sehen, verloren zu sein, den Sinn des Lebens infrage zu stellen, usw. Die folgende Zeit der Genesung, die Verletzungen, die zu einer funktionellen Einschränkung geworden sind oder die Ihr Aussehen verändert haben, tragen ebenfalls zu dem Gefühl bei, sich im eigenen Körper nicht wohlzufühlen, nutzlos zu sein, frustriert, ängstlich, traurig zu sein, usw. Dabei sind all dies Empfindungen, die nach einem solchen Ereignis doch angemessen sind. Der Unfall ist so „un-glaublich“, dass Sie Zeit benötigen, um ihn zu realisieren und ihn in Ihre Lebenswirklichkeit einzubauen – und hierzu muss man häufig eine gewisse Zeit durchlaufen, in der die Emotionen vollständig auf den Kopf gestellt werden.

Es kommt nicht zwingend zu langfristigen psychologischen Folgen: Gewisse Empfindungen verschwinden von selbst wieder, allerdings kann es sein, dass einige der von uns genannten Emotionen sich in Ihrem Leben einnisten und sich breit machen, bis sie in Ihrem Alltag zu einer echten Behinderung werden. Wenn dem so ist, sollten Sie nachsichtig mit sich selbst sein. Nicht alles hängt von Ihnen und Ihren Handlungen ab. Die Umstände des Unfalls, dessen medizinische und finanzielle Folgen, die Reaktion des Umfelds, ein schon vor dem Ereignis schwieriger Lebenshintergrund – dies alles sind Elemente, die zu Ihrem alltäglichen Kampf hinzukommen.

Es ist daher völlig normal, dass Sie in den Tagen nach dem Unfall unter Schock stehen, sich gestresst und übermäßig wach (hypervigilant) fühlen, den Eindruck haben, nicht Sie selbst zu sein. Vielleicht beschäftigen Sie sich mit der Frage nach der Dauer: „Wie lange werde ich mich so fühlen?“”. Diese Elemente können von selbst wieder verschwinden, stabil bleiben, aber auch stärker werden und sich festsetzen. In Studien wird meist nahegelegt, dass man sich an einen Therapeuten wenden sollte, wenn die Symptome nach einem Zeitraum von mehr oder weniger einem Monat nicht verschwinden, da es dann wenig wahrscheinlich sei, dass sie nach dieser Frist noch von selbst weggehen, und da sie zu Anzeichen von einer posttraumatischen Belastungsstörung führen könnten. Diese Frist sollten Sie jedoch keinesfalls als absoluten Wert ansehen. Wir konzentrieren uns lieber nicht auf die seit dem Unfall verstrichene Zeit, sondern auf die Art und Weise, wie Ihre Erlebnisse Ihren Alltag beeinflussen und Sie beeinträchtigen können.

In jedem Fall ist es kein Zeichen von Schwäche, um Hilfe zu bitten; dies ist lediglich eine Anerkennung Ihrer Schwierigkeiten und ein erster Schritt hin zu Ihrer Genesung. Sich mit nahestehenden Personen zu umgeben, die Ihnen zuhören oder Sie bei Vorgängen unterstützen können, ist eine Methode, sich um sich selbst zu kümmern. Sie können auch auf Fachleute wie Psychologen zurückgreifen, um einen neutralen und wohlwollenden Raum zu finden, in dem Sie diesen im Alltag so schwerwiegenden Ballast ablassen können, vor allem, wenn dieser nun den gesamten Raum einnimmt.

Der Schock, den der Unfall darstellt, ist an sich bereits eine tägliche Herausforderung, die Sie enorm viel Energie kostet. Allerdings wurden oder werden Sie schon sehr bald in administrative, gerichtliche und medizinische Verfahren hineingeschleudert, denen Sie nicht entgehen können, die Ihnen aber aufdringlich und schwammig vorkommen. Diese leider notwendigen Formalitäten sind ebenfalls eine Quelle von Unbehagen, da Sie hier erneut mit dem Unfall und Ihrer Notlage konfrontiert werden.

Auf der Suche nach Unterstützung bei dem, was Sie mitmachen, haben Sie Ihrer Umgebung vielleicht Ihre Empfindungen mitgeteilt, haben jedoch letztlich doch das Gefühl, allein und unverstanden zu sein. Ihre Verwandten möchten Ihnen sicherlich Trost spenden, beruhigend und verständnisvoll wirken, können sich aber auch unbeholfen anstellen. Durch unbedachte Aussagen wie „Das wird schon wieder“, „Denk an etwas anderes“, „Es hätte schlimmer kommen können“, „Zumindest hast du überlebt, du hast Glück gehabt“ u. ä. vermitteln sie Ihnen den Eindruck, dass sie Ihre Empfindung kleinreden möchten und dass Ihre Empfindungen nicht wirklich der Situation entsprechen. Viele Personen denken, dass ein „Das wird schon wieder“ besser ist als Schweigen, da sie den Eindruck haben, dass ihre bloße Anwesenheit nicht genügt.

Dieser Eindruck, dass die Ihnen nahestehenden Personen Ihren Erwartungen nicht voll und ganz entsprechen, kann auch auf die Fachleute zutreffen, mit denen Sie zu tun haben. Sie werden nämlich mit zahlreichen Fachleuten konfrontiert, die Ihnen trotz ihres guten Willens nur wenige Minuten Zeit schenken können, und diese wenigen Minuten müssen sie auf den Verfahren widmen, von denen sie viele schnell erledigen müssen.  Manche Unfallopfer haben uns mitgeteilt, dass sie sich „wie eine Nummer“ und „völlig verloren“ fühlen, als wären sie „zum zweiten Mal Opfer“.

Ein Ansatz ist, Ihrem Umfeld Ihre Bedürfnisse mitzuteilen. Sagen Sie, was Sie wünschen, damit die Situation für Sie ein wenig erträglicher wird: „Ich möchte, dass du mir zuhörst, ohne zu versuchen mich aufzumuntern.“, „Ich benötige deine Hilfe beim Ausfüllen von einigen Formularen“. Ein weiterer Ansatz ist, einen „externen“ Ort zu finden, an dem Sie Ihre Gemütszustände abladen können und auf Ihrem Weg Begleitung finden, genau das also, was Ihnen die Psychologen anbieten.

Es ist absolut menschlich und normal, den Ort des Unfalls und alles, was an das Vorkommnis erinnert, zu vermeiden. Unabhängig von Ihrer Rolle beim Unfall haben Sie möglicherweise das Gefühl, in einem Auto, auf dem Fahrrad oder sogar zu Fuß nicht mehr sicher zu sein, als hätten Sie eine Vorahnung, dass sich ein Unfall ereignen wird. Sie haben vielleicht nicht mehr das Gefühl, die Ereignisse unter Kontrolle zu haben. Sie fühlen sich ständig verletzlich, als wäre Ihr Bewusstsein für alle möglichen Risiken des Straßenverkehrs geschärft.

Diese Angst kann wieder schwinden, entweder im Laufe der Zeit oder wenn Sie von einer Vertrauensperson begleitet werden, die Ihnen beim Verkehr auf der öffentlichen Straße Selbstvertrauen einflößt. Diese Angst kann sich jedoch auch zu einem echten Gefühl der Panik wandeln und zu einer Kraftfahrzeugphobie entwickeln. Sie fangen an zu zittern, wenn Sie das Auto nur sehen oder an eine Fahrt in diesem Auto denken, Sie haben den Eindruck, keine Luft zu bekommen, und sind nicht mehr in der Lage, rational zu denken, usw. Dies bezeichnet man als Amaxophobie oder Fahrangst. Diese Phobie kann sich unabhängig davon äußern, ob Sie Fahrer(in) oder Beifahrer(in) sind, und es wird unmöglich, eine Nutzung dieses Transportmittels überhaupt in Betracht zu ziehen, was sich im Alltag als sehr hinderlich erweist. Wie jede Phobie kann auch diese anhand mehrerer Techniken und Ansätze überwunden werden.

Ein Verkehrsunfall ist aufgrund seiner Brutalität, seiner Unvorhersehbarkeit und des damit verbundenen Schreckens ein „potenziell traumatisches“ Ereignis. Sie wurden womöglich mit Todesangst, dem Gefühl, sterben zu müssen, konfrontiert oder mussten um das Leben einer anderen Person fürchten.

Nach einem potenziell traumatischen Ereignis ist es ganz normal, in einen Schockzustand zu verfallen, doch bei manchen Personen geht das Gefühl der Bedrohung nicht mehr weg und lähmt sie in ihrem Alltag. Sie können dann eine sogenannte posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln, eine Reihe von Symptomen, die die Person ununterbrochen an den Unfall erinnern und ein Funktionieren im Alltag schwer behindern.

Eine posttraumatische Belastungsstörung betrifft jede Person unterschiedlich und äußert sich auf unterschiedliche Weise. Wir können jedoch beobachten, dass die Personen Symptome aus den folgenden Kategorien zeigen:

  1. Den Unfall immer und immer wieder durchleben: Alpträume, Bilder, die spontan wieder auftauchen. Dies sind die sogenannten Flashback-Symptome;
  2. Der Versuch, bewusst oder unbewusst alles zu vermeiden, was an den Unfall erinnert: Fahren im Auto, das Benutzen der Straße oder die Strecke, auf der sich der Unfall ereignet hat, usw. werden gemieden. Dies sind die Symptome von Vermeidungsverhalten;
  3. Keine echten Interessen oder Freuden mehr in alltäglichen Tätigkeiten finden, sich keine Zukunft mehr vorstellen können und/oder sich von seiner Umgebung losgelöst fühlen. Konzentrations-, Aufmerksamkeits- und/oder Gedächtnisschwierigkeiten haben. Sprunghafte Reaktionen, erhöhte Wachsamkeit und Reizbarkeit. Dies sind Symptome im Zusammenhang mit Stimmungsschwankungen, der Kognition und des Reaktionsvermögens.

Wenn Fachleute oder Ihre Umgebung dies ansprechen, so geschieht dies in der wohlmeinenden Absicht, Sie zu informieren und Ihnen dabei zu helfen, die Symptome zu identifizieren, falls sie denn auftreten – obwohl dies alles beunruhigend und angsteinflößend wirken kann. Ein Verkehrsunfall ist nicht gleichbedeutend mit PTBS, und die Symptome einer PTBS sind keine Anzeichen von Schwäche, da viele periphere Elemente dafür ausschlaggebend sind, ob man eine PTBS entwickelt oder nicht. Diese Störung lässt sich behandeln und unterschiedliche Fachleute können Ihnen helfen.

Sie sollten auch nicht vergessen, dass die Reaktionen eines Kindes sich von jenen eines Erwachsenen unterscheiden (oder dass sich zumindest die von uns erwähnten Symptome beim Kind anders äußern).

Ein Erlebnis wie ein Verkehrsunfall lässt möglicherweise keinen Bereich des Lebens unberührt. Immer wieder sagen uns Leute „Nichts ist mehr, wie es war.“ Wie Sie es vielleicht auch erleben, bedeutet dies, dass die wirtschaftlichen, medizinischen und psychologischen Auswirkungen des Unfalls Ihr Familien-, Beziehungs- oder Berufsleben beeinflussen.

Wenn man sich nicht mehr in der Lage sieht, beispielsweise in ein Fahrzeug einzusteigen, wenn man sich nicht mehr konzentrieren kann oder kein Interesse und keine Freude mehr am Alltag hat, scheint es in der Tat schwierig, sich ganz in Beziehungen oder die Arbeit zu investieren. Aufgrund der psychologischen Auswirkungen fühlen Sie sich vielleicht allein und unverstanden, da Ihre Umgebung zwar wohlwollend ist, aber nicht immer Ihre Empfindungen und Reaktionen seit dem Unfall verstehen kann (Hypervigilanz, Angst vor dem Fahrzeug, Ängstlichkeit usw.).

Außerdem werden die verschiedenen medizinischen und/oder gerichtlichen Verfahren im Zusammenhang mit dem Unfall durch die kognitiven Änderungen wie Konzentrations- und Gedächtnisprobleme oder Symptome des Vermeidungsverhaltens noch komplizierter und anstrengender.

Manche Opfer geben an, dass sie das Gefühl haben, nicht mehr zu leben, sondern nur noch zu überleben. Dieses Gefühl kann langfristig zu Depressionen und zu düsteren Gedanken führen, da der Weg in die Zukunft versperrt zu sein scheint. Überleben ist ein Kampf – bleiben Sie nicht alleine, mehrere Ansprechpartner können Ihnen helfen und Sie unterstützen.

Wenn der Unfall zu Verletzungen oder gar zum Tod einer oder mehrerer Personen geführt hat, lässt er zwischen den zwei Parteien – unabhängig von ihrer tatsächlichen Verantwortung – starke Emotionen entstehen.

Ohne Bezugspunkt kann der Unfallverursacher denken, dass er als aufdringlich oder gar provozierend wahrgenommen wird, wenn er auf das Opfer zugeht (um Neuigkeiten zu erfahren, seine Schuldgefühle auszudrücken, sein Beileid zu bezeugen usw.), und als gefühllos und gleichgültig, wenn er darauf verzichtet. Das Opfer wiederum kann das Bedürfnis haben, seine Wut, seinen Kummer oder sein Unverständnis gegenüber demjenigen, den sie als Verantwortlichen ansieht, zum Ausdruck zu bringen und/oder persönlichere Informationen über die Umstände des Unfalls in Erfahrung zu bringen oder zu hören, dass der Verantwortliche sein Verhalten bereut.

Was auch immer Ihre Rolle beim Unfall war, sollten Sie auf soziale Netzwerke oder andere Kommunikationskanäle (Brief, Treffen, usw.) verzichten, wenn sie Kontakt mit der Gegenpartei aufnehmen möchten. Auf beiden Seiten können nämlich Emotionen die Überhand gewinnen, was zu Missverständnissen und Spannung führen kann. Die opferorientierte Mediation ermöglicht es, die Kommunikation zwischen den beiden Parteien durch Vermittlung eines neutralen Fachmanns auf sichere und respektvolle Weise zu organisieren. Allerdings müssen alle Seiten damit einverstanden sein, damit diese Kontaktaufnahme stattfinden kann. Als Opfer und auch als Unfallverursacher ist es normal, den Wunsch zu verspüren, der Gegenpartei seine Empfindungen mitzuteilen oder Fragen zu stellen – dies setzt jedoch voraus, dass man sich Zeit nimmt, darüber nachzudenken.

Die opferorientierte Mediation ist nicht mit der Vermittlung in Strafsachen zu verwechseln: Sie kann in jeder Phase des Verfahrens stattfinden und die Beteiligung an der Mediation verhindert nicht, dass die Staatsanwaltschaft den vermutlichen Täter verfolgt.

Mediante ist der Mediationsdienst in der Wallonie, der Ihnen bei diesem Vorhaben helfen kann. Sie erreichen den Dienst unter 081 22 66 60 oder per E-Mail an info@mediante.be

Ein erster Kontakt ist völlig unverbindlich und ermöglicht Ihnen vielleicht, die Dinge klarer zu sehen.

Zeuge eines Unfalls zu sein, bedeutet, schreckliche Bilder zu sehen, die Ihnen die eigene Verletzlichkeit oder die Ihrer Angehörigen vor Augen führen. Selbst wenn Sie nicht unmittelbar am Unfall beteiligt sind, kann der Unfall Ihr Weltbild infrage stellen.

 

Studien belegen, dass Zeugen eines solchen Ereignisses unter psychologischen Auswirkungen leiden können, da sie das Leben einer anderen Person bedroht gesehen haben. Umso mehr, wenn Sie Zeuge eines Unfalls waren und tätig geworden sind, um den Opfern erste Hilfe zu leisten, oder wenn Sie sich dazu nicht in der Lage sahen und völlig erstarrt sind. Was tun? Was sagen? Wie sollte man in solchen Notfallmomenten, in denen das Leben anderer Menschen in Gefahr war, überhaupt denken? Warum habe ich so gehandelt? Sie haben getan, was Sie konnten, aber dennoch sind Sie nun von einem Gedanken wie besessen: „Ich hätte dies oder jenes tun können/sollen.“ Dabei können durchaus Ressentiments gegenüber der Situation oder gegenüber Ihnen selbst entstehen. Es ist menschlich, zu bestimmten Verhaltensweisen, die wir in einer Stresssituation an den Tag gelegt haben, zurückzukehren, doch es ist immer einfacher, mit klarem Kopf darüber nachzudenken, wenn wir nicht von einer Notfallsituation bedrängt werden.  Angesichts einer Gefahr oder einer katastrophalen Situation werden in unserem Organismus Reaktionsmuster ausgelöst, um möglichst gut mit der Situation umzugehen und uns möglichst gut zu schützen. Wenn ein solches Muster getriggert wird, ist es äußerst schwierig, ein anderes Verhalten zu wählen oder gar rational nachzudenken. Der Satz „Sie haben getan, was Sie zu diesem Zeitpunkt tun konnten“ ist in diesem Zusammenhang durchaus sinnvoll.

Lesen Sie hierzu auch den Abschnitt Seit dem Unfall kann ich meine Gefühle nicht in Worte fassen. Wie kann ich mein Unbehagen erklären? und/oder „Ich habe von posttraumatischem Stress nach dem Verkehrsunfall gehört. Was hat es damit auf sich?

Entgegen der landläufigen Meinung, mit der Sie konfrontiert sein werden, können Sie durchaus darunter leiden, an einem Unfall teilgehabt zu haben, und haben Sie durchaus das Recht, diese Verzweiflung zu empfinden. Doch es ist nicht einfach, sie anderen gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Für einen Unfall verantwortlich zu sein, ist nicht nur schwer zu ertragen, sondern lässt Sie manchmal glauben, angesichts der Situation der Opfer gar nicht die Berechtigung zu haben, so zu empfinden.

Das Besondere an einem Verkehrsunfall ist, dass er nicht rein absichtlich geschieht. Die Ausgangshandlung – das Überholmanöver, die Fahrt, nachdem man getrunken hatte oder als man müde war, die Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, das Lesen einer SMS – war zwar Absicht, aber die Folgen dieser Handlung – der Unfall und dessen Auswirkungen auf das Leben der anderen Personen und das eigene Leben – waren keineswegs beabsichtigt. Für die Opfer und die Gesellschaft ist es allerdings schwer, dies so zu sehen, da Sie die Risiken ja kennen mussten, als Sie beschlossen haben, zu schnell zu fahren, in angetrunkenem Zustand zu fahren, mit dem Telefon in der Hand zu fahren, usw.

Manchmal führt auch nicht der Alkohol, die Müdigkeit, die Nutzung des Telefons oder die Geschwindigkeit zum Unfall, sondern Faktoren, die sich Ihrer Kontrolle entziehen (Fahrzeugproblem, Witterungsbedingungen, schlechte Straßenverhältnisse usw.) oder auch eine Verkettung von Handlungen, von denen einige von der anderen Partei ausgeführt wurden (ein Fußgänger, der plötzlich die Straße überquert, ein Radfahrer, der im Dunkeln ohne Leuchtweste unterwegs ist, usw.). Wie aber kann man „Es ist nicht meine Schuld“ oder „Ich habe den Eindruck, dass die andere Partei auch verantwortlich ist“ sagen, wenn Sie als Verursacher des Unfalls angesehen werden? Die Justiz ist manchmal viel eindeutiger als die Realität der Fakten… Und die Medien und die öffentliche Meinung sind meist ebenfalls wenig differenziert… Wenn Sie Lkw-Fahrer waren und in einen schweren Unfall verwickelt waren, kennen Sie vielleicht dieses Gefühl und erkennen Sie sich in der Broschüre des FSTL (Fonds social Transport et Logistique) wieder.

Ihre Lebenswirklichkeit und Ihr Alltag sind nun völlig auf den Kopf gestellt. Wir vergessen häufig, dass auch der Unfallverursacher verletzt sein und unter beträchtlichen medizinischen Auswirkungen leiden kann, aber auch, dass der Unfall auch bei ihm ein Trauma ausgelöst haben kann. Auf emotionaler Ebene kann die Bewältigung des Unfalls sehr kompliziert sein. Sie müssen vielleicht mit dem Schuldgefühl leben, mit der Furcht, einen neuen Unfall zu verursachen, mit dem Wunsch, die Opfer um Verzeihung zu bitten, mit der Schande, usw. Doch genau diese Gefühle hindern Sie vielleicht auch daran, darüber zu reden oder Hilfe zu suchen…

Unser Dienst begleitet die von dem Unfall betroffene Person unabhängig von ihrer Rolle beim Unfall.

Es ist tatsächlich möglich, sich nach Jahren plötzlich an den Unfall zu erinnern, Bilder des Unfalls zu sehen, sich verängstigt zu fühlen und hypervigilant zu werden. Dies kann sich als überaus verwirrend erweisen, da Sie doch glaubten, das Kapitel abgeschlossen zu haben. In den meisten Fällen hat ein neues Ereignis, das in Ihren Augen möglicherweise völlig bedeutungslos war, das potenzielle Trauma des Unfalls „freigelegt“. Dies bezeichnet man als eine verzögerte posttraumatische Belastungsstörung. Nach all dieser Zeit haben Sie vielleicht den Eindruck, dass es ein Zeichen von Schwäche wäre, jetzt dem Trauma „nachzugeben“, das durch dieses Ereignis verursacht wurde, oder dass Sie den Kopf in den Sand gesteckt haben. Tatsache ist, dass Sie sich bisher durch verschiedene Mittel geschützt haben und dass das auslösende Ereignis zu einem vielleicht für Sie schwierigeren Zeitpunkt eingetroffen ist. Es ist möglicherweise das Zeichen für eine neue Gelegenheit, mit diesem wieder aufgewachten Trauma fertig zu werden.

Wir neigen dazu, verwirrende Empfindungen beiseite zu schieben und erst mal abzuwarten, was geschieht. Das ist eine völlig normale menschliche Reaktion. Ohne dass wir uns dessen so recht bewusst werden, setzen sich diese Dinge auf unbestimmte Zeit fest, belasten uns letztendlich schwer und beeinträchtigen unsere Lebensqualität.

Ob die Angst, die Sorgen, die Hypervigilanz und/oder jedes andere nach dem Unfall aufgetauchte Anzeichen von Verzweiflung nun Monate oder gar Jahre nach dem Unfall fortbestehen, es ist nie zu spät. Es gibt verschiedene Behandlungen, die darauf ausgerichtet sind, Ihnen bei der Überwindung Ihrer Notlage zu helfen. Möglicherweise (aber nicht sicher) dauert die Therapie länger, da Sie seit Jahren auf bestimmte Denkmuster konditioniert sind. Um Hilfe zu bitten, ist der erste Schritt – aber auch häufig die schwierigste Etappe des Weges. Allerdings wird diese Bitte niemals abgelehnt, sondern stets anerkannt.

Mein Verwandter/Mein Kind ist in einen Unfall verwickelt

Der Unfall hat sich brutal und plötzlich ereignet. Ihr Ehepartner, ein Elternteil, Ihr Bruder, Ihre Schwester, Ihr Freund, Ihre Freundin oder Ihr Kind ist körperlich und psychisch davon betroffen. Seit diesem Ereignis bemerken Sie Veränderungen bei dieser Person und machen sich um sie Sorgen. Vielleicht sind Sie selbst von der Nachricht über den Unfall und/oder von dessen Auswirkungen erschüttert. Hierunter finden Sie erste Hinweise zu den Reaktionen Ihres Kindes oder Verwandten und einige Ansätze für die Unterstützung, die Sie bieten können. Falls Sie besser begreifen möchten, was Ihr Verwandter empfindet, empfehlen wir Ihnen, ebenfalls die Fragen im Abschnitt „Ich bin am Unfall beteiligt“ zu lesen.

Wir hoffen, dass Sie hierin einen Quell der Unterstützung, Lösungsansätze und vielleicht sogar ein wenig Trost finden. Unser Team von Psychologen steht Ihnen gerne unter 081/821.321 zur Verfügung, um Ihnen zuzuhören, sich mit Ihnen über Ihre Erfahrungen auszutauschen und Sie an spezialisierte Hilfsangebote zu verweisen.

Ein Kind ganz gleich welchen Alters, das in einen Verkehrsunfall verwickelt ist, kann psychologische Nachwirkungen zeigen. Genau wie ein erwachsener Mensch kann ein Kind möglicherweise unruhig, hypervigilant, traurig werden, Ängste entwickeln, sich Fragen stellen usw. Häufig glauben wir – zu Unrecht –, dass  ein Kind nicht so stark belastet wird, da es die Ereignisse nicht so versteht wie ein Erwachsener. Dabei hat das Kind eine ganz eigene Wahrnehmung und ein eigenes Verständnis dessen, was sich in seinem Umfeld ereignet, und kann ebenfalls bewusst oder unbewusst über verschiedene Kanäle versuchen, seine Erlebnisse mitzuteilen oder dem Geschehen einen Sinn zu verleihen, beispielsweise durch Zeichnungen. Angesichts der zuweilen deutlich „explosiveren“ Ausdrucksmittel, die sich stark von den unsrigen unterscheiden, können wir durch die Reaktionen des Kinds verwirrt sein.

Die Reaktionen des Kinds und des Jugendlichen auf den emotionalen Schock unterscheiden sich also weitgehend von denen eines Erwachsenen. Desgleichen bringt ein Kind seine Verzweiflung je nach Alter unterschiedlich zum Ausdruck. Das Leiden eines zweijährigen Kindes äußert sich anders als das eines achtjährigen Kindes oder das eines 14-jährigen Jugendlichen.

So kann beispielsweise ein Säugling mehr schlafen und weniger vital wirken, oder aber ganz im Gegenteil weniger schlafen und aufgewühlter wirken. Ein vierjähriges zeigt möglicherweise Verhaltensweisen, die es als Kleinkind hatte (z. B. am Daumen lutschen, Bettnässen). Das achtjährige Kind scheint sich nicht konzentrieren zu können, seine Schulnoten werden schlechter.  Der 16-jährige Jugendliche wird zum „Einsiedler“ – oder ganz im Gegenteil, er wird äußerst aktiv und sucht nach immer neuem Nervenkitzel, ohne Gefahren zu scheuen.

Selbstverständlich zeigt sich nicht bei allen Kindern und Jugendlichen nach einem Unfall zwangsläufig eine beunruhigende Entwicklung. Wie dem auch sei, man sollte die Dinge wohlwollend und aufmerksam im Auge behalten. Wenn ein Kind Verhaltensweisen an den Tag legt, die es vor dem Unfall nicht hatte, wenn Sie finden, dass es sich verändert hat, zurückgezogener und emotionaler ist, so sind dies Anzeichen dafür, dass das Ereignis es zutiefst erschüttert hat. Zum Beispiel: Vor dem Unfall war Ihr Kind verspielt, redselig und umgänglich. Nach dem Unfall beobachten Sie, dass es weniger kommuniziert, nicht so gern auf andere Kinder zugeht, sich nicht von Ihnen lösen kann oder wiederholt von Gewalt gezeichnete Szenarien durchspielt. Diese Verhaltensveränderungen sind Hinweise darauf, dass Ihr Kind Hilfe dabei benötigt, das zum Ausdruck zu bringen, was ihm auf dem Herzen liegt. Wenn Sie Anzeichen dieser Art beobachten, sollten Sie daran denken, einen Psychologen für Ihr Kind zu konsultieren. Unser Dienst kann Sie auch an Psychologen für Kinder und Jugendliche weiterleiten.

In jedem Fall bleibt die Kommunikation nach dem Unfall ein wertvolles Werkzeug. Wenn das Kind Fragen stellt, antworten Sie so ehrlich wie möglich, auch wenn es nicht immer einfach ist, die passenden Worte zu finden. Seien Sie offen in Bezug auf das Thema des Unfalls, die Ängste, Gedanken, Fragen Ihres Kindes, ohne es jedoch zum Reden zu zwingen. Geben Sie Ihrem Kind die Gewissheit, dass Sie für es da sind und dass es sicher ist.

Ein Verkehrsunfall ist ein Ereignis, das man nicht unbeschadet übersteht. Nur weil Ihr Angehöriger nicht über den Unfall und seine Empfindungen spricht, bedeutet dies nicht, dass er nicht daran denkt oder nicht unter Schock steht. Es geht nicht darum, die Person zum Reden zu zwingen, aber darum, ihr zu vermitteln, dass Sie nicht vergessen, was sie durchgemacht hat und vielleicht noch immer durchmacht. Durch Ihre bloße Anwesenheit, ein Wort, eine Frage, Hilfe bei den Verwaltungsschritten… fühlt Ihr Angehöriger sich bereits unterstützt. Es geht darum, seine Bedürfnisse wohlwollend zu respektieren. Wenn er/sie nicht darüber reden möchte, respektieren Sie diesen Wunsch. Wenn er/sie hingegen wohl darüber reden möchte, hören Sie ihm/ihr zu. Es kann nämlich auch so sein, dass Ihr Angehöriger ständig darüber reden möchte. Für ihn/sie ist das zweifellos notwendig, doch für Sie kann das nach einiger Zeit schwierig werden. Wenn Sie das Gefühl haben, die Geduld zu verlieren, versichern Sie das Familienmitglied Ihrer Anwesenheit, bringen Sie zum Ausdruck, dass Sie ihm/ihr gerne helfen möchten, dass Sie sich aber angesichts seiner/ihrer wiederholten Äußerungen hilflos fühlen, bevor Sie ihm/ihr vielleicht professionelle Hilfe oder unsere Infovictimes-Hotline ans Herz legen.

Obwohl Sie es sicherlich gut meinen, sollten Sie Aussagen vermeiden wie „Na komm, das wird schon“ oder „Du lebst, das ist die Hauptsache“, „Es hätte schlimmer kommen können“. Hierdurch vermitteln Sie nämlich den Eindruck, dass Sie die Erlebnisse und Empfindungen der Person verharmlosen. Indem Sie der Person aufmerksam zuhören und sich für das Gesagte interessieren, ohne zu versuchen, aufkeimende Emotionen zu unterdrücken, anerkennen Sie die Gefühle der Person.

Sie haben vielleicht das Gefühl, die richtigen Worte finden zu müssen. Doch die Person erwartet gar nicht, dass Sie die richtigen Worte sagen, sondern vielmehr, dass Sie anwesend sind. Sie weiß nämlich, dass es keine magischen Worte gibt, die wie von Zauberhand helfen.

Die Vorgänge im Rahmen der Expertise, die medizinische Pflege, die Gerichtsverfahren sind für die Person schwer zu ertragen und beängstigend. Um sie zu unterstützen, können Sie anerkennen, dass es schwierig ist, und beispielsweise die Person begleiten.

Ihr Angehöriger kann dabei Reaktionen zeigen, die Sie verwirrend finden: Reizbarkeit, mangelnde Aufmerksamkeit, depressive Stimmung, Verlust von Interesse, Isolation usw. Es ist möglich, dass er sich selbst seit dem Unfall nicht wiedererkennt, was ihn noch zusätzlich verunsichert. Wenn dieser Zustand anhält und sich im Alltag durchsetzt, kann es sein, dass Ihr Angehöriger Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung aufweist.

Wer kann mir helfen?

Diese Aufforderung ist ein Zeichen dafür, dass Ihre Angehörigen sich um Ihr Wohlergehen sorgen und dass sie bei Ihnen eine Belastung festgestellt haben. Sie möchten verständnisvoll agieren, die eigene Hilflosigkeit zum Ausdruck bringen und Ihnen helfen oder dafür sorgen, dass Sie sich helfen lassen.

Nach einem Unfall einen Psychologen zu konsultieren, ist keineswegs eine Pflicht. Es wird nur empfohlen, darauf zu achten, was Sie erleben und wie es Ihnen geht. Ob in den Tagen nach dem Unfall oder erst Jahre später, es ist nie zu spät, einen Psychologen zu Rate zu ziehen, wenn Sie dies für hilfreich halten. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen. Wenn Sie sich von Ihren Familienangehörigen dazu gedrängt fühlen, zum Psychologen zu gehen, sollten Sie das Gespräch mit ihnen suchen. Warum bestehen sie darauf? Haben sie etwas bemerkt, was sie beunruhigt? Wenn Sie miteinander reden, können Sie die Sorgen Ihrer Angehörigen verstehen und können Sie sie beruhigen.

Ein Psychologe und eine individuelle Beratung sind im Übrigen nicht die einzigen Optionen. Es gibt auch Gesprächsgruppen für Trauernde, für Personen, die mit chronischen Schmerzen leben, oder auch für Personen, die sich über das einschneidende Erlebnis austauschen möchten, das der Unfall in ihrem Leben darstellt.

Eine der schwierigsten Etappen auf Ihrem Weg, wenn nicht gar die schwierigste überhaupt, besteht darin, sich Ihrer Verzweiflung bewusst zu werden und um Hilfe zu bitten. An wen kann ich mich wenden? Wird das mir wirklich helfen? Und wenn das nicht klappt, was tu ich dann? Wird das bedeuten, dass man nichts machen kann?

Das weitere Vorgehen wirft viele Fragen auf und führt manchmal zu großer Besorgnis.

 

Einen Psychologen aufzusuchen, bedeutet nicht, dass man wahnsinnig oder geisteskrank ist, und es ist auch kein Zeichen von Schwäche. Einen Psychologen aufzusuchen, bedeutet, dass man sich um sich um das eigene Wohlergehen kümmert. Denn wir alle brauchen früher oder später einen kleinen Schubs, um mit den Prüfungen des Lebens zurecht zu kommen. Zur Behandlung potenziell traumatisierender Ereignisse haben sich eine ganze Reihe von therapeutischen Verfahren bewährt:

 

  • EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing, etwa: Desensibilisierung und Aufarbeitung durch Augenbewegungen) ist ein therapeutisches Verfahren, mit dem die für die Informationsverarbeitung zuständigen natürlichen Mechanismen des Gehirns, die seit dem Ereignis blockiert waren, wieder gelöst werden. Das Ereignis wird nämlich nicht verdaut, da das Gehirn die Informationen nicht verarbeitet, was zu den verschiedenen emotionalen Ausbrüchen führt, die Sie erleben, „als ob“ das Ereignis sich immer wieder wiederholen würde. Die EMDR-Methode desensibilisiert die Erinnerungen, damit sie keine solchen Ausbrüche mehr auslösen.
  • PTR (Psychotheraptie des Traumas durch Reassoziation) ist ein Verfahren, das sich insbesondere auf die Gesprächsführung unter Hypnose stützt. Die Person, die in einen veränderten Bewusstseinszustand versetzt wird, spricht weiter mit dem Therapeuten, um Änderungen der Bilder und Erinnerungen an das Ereignis herbeizuführen.
  • Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine Therapieform, bei der Patient und Therapeut gemeinsam an den Wechselwirkungen zwischen Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen arbeiten, die den Leidensdruck bei der Person auslösen. So können die Muster, die sich verfestigt haben, besser begriffen werden, können angemessene Verhaltensweisen angenommen und an den Emotionen gearbeitet werden. Diese Therapieformen sind speziell etwa bei Angststörungen und Phobien angezeigt.

 

Natürlich sind dies nicht die einzigen Verfahren; sie wurden hier nur beispielhaft genannt, um Ihnen zu zeigen, dass Sie mit unterschiedlichen Ansätzen eine Besserung der Situation erreichen können. Es sei allerdings betont, dass es sich um Techniken handelt, durch die Sie weder den Unfall noch dessen Folgen vergessen, durch die Sie jedoch lernen, Ihren Frieden mit der Situation zu schließen, ohne durch all die seitdem aufgetauchten Symptome beeinträchtigt zu werden. Wie bereits angedeutet, gibt es noch weitere Ansätze (Virtual-Reality-Therapie, Hypnose, Achtsamkeit, usw.), sodass jeder die passende Möglichkeit finden kann. Da jede Person verschieden ist, Ereignisse auf ganz eigene Weise erlebt und verarbeitet, gibt es keine Allzwecklösung.  Genau wie zwischen zwei Personen aus vielen Gründen „die Chemie stimmt“ oder auch nicht, kann auch zwischen Ihnen und dem gewählten Therapeuten die Chemie nicht stimmen. Wenn dem so ist, mag das zwar enttäuschend und frustrierend sein, darf jedoch nicht als Fehlschlag gewertet werden. Es ist nur ein weiterer Schritt auf der Suche nach der Lösung, die für Sie passt!

Bedenken Sie ebenfalls, dass manche Personen Beruhigung in Gesprächsgruppen, in Entspannungs-Workshops, durch die Kunsttherapie usw. finden. Lauter Ansätze, die nur darauf warten, erkundet zu werden. Wie viel Zeit auch seit dem Unfall vergangen sein mag, wie groß die Probleme auch sein mögen, die sich angehäuft haben, Sie finden immer externe Ressourcen, die zu Ihrer Hilfe bereitstehen, aber auch interne Ressourcen, von denen Sie noch gar nichts ahnten.

Einige weiterführende Links…

Diese Liste ist natürlich nicht vollständig, es gibt noch viele weitere Hilfsangebote.

Es ist nicht immer einfach, sich in all den psychologischen Fachgebieten zurechtzufinden. Wenn Sie Fragen haben, wenn Sie in der Liste nicht die Hilfe finden, die Sie wünschen, sollten Sie nicht zögern, uns zu kontaktieren.